Behandlung

Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch

Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden, die euch helfen können, schwanger zu werden. Grundsätzlich sollte der therapeutische Aufwand möglichst gering sein, muss aber im Verhältnis zu den Erfolgsaussichten einer bestimmten Therapiemethode stehen. Hier stellen wir euch vier Behandlungsmethoden bei unerfülltem Kinderwunsch vor: Eierstockstimulation, Insemination, In-vitro-Fertilisation (IVF) und die Möglichkeit der Injektion eines Spermiums direkt in die Eizelle unter dem Mikroskop (intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI).

Wir möchten aber betonen, dass unsere Webseite das persönliche Beratungsgespräch in keinem Fall ersetzen kann. Wenn ihr seit 12 Monaten erfolglos versucht, schwanger zu werden, solltet ihr euch in einem unserer Kinderwunschzentren persönlich vorstellen. Wenn die Frau über 35 Jahre alt ist, gilt diese Empfehlung schon nach 6 Monaten. Basierend auf einem persönlichen Gespräch und diagnostischen Untersuchungen, entscheidet eure Ärztin oder euer Arzt für und mit euch, welcher Behandlungsansatz in eurer individuellen Situation am sinnvollsten ist. Hier könnt ihr einen Termin für ein Erstgespräch im Kinderwunschzentrum eurer Wahl vereinbaren.

 

Eierstockstimulation

Die häufigste Ursache einer Zyklusstörung und des unerfüllten Kinderwunsches ist der gestörte oder ausbleibende Eisprung. Eine Stimulationsbehandlung regt deine Eierstöcke zur Produktion von Eizellen an. Das Ziel kann entweder die Herbeiführung eines Eisprungs oder die Gewinnung von Eizellen für die künstliche Befruchtung sein. Auch um den optimalen Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr oder eine künstliche Befruchtung zu bestimmen, ist der Einsatz von Hormonpräparaten sinnvoll.

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Die Stimulation kann grundsätzlich auf zwei Wegen erfolgen: Die erste Möglichkeit ist eine Tablettenbehandlung (z.B. Clomifen oder Letrozol) am Anfang des Zyklus. Die zweite Möglichkeit ist die direkte Gabe von Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) oder FSH und Luteinisierendem Hormon (LH) in der ersten Zyklushälfte in Form von täglichen Spritzen unter die Bauchhaut, genannt Subkutan-Spritzen. Beides findet über mehrere Tage statt. Welches Medikament für dich geeignet ist, werden deine Ärztin oder dein Arzt individuell festlegen.

Die Anwendung der Subkutan-Spritzen ist mittlerweile sehr einfach. Du kannst sie dir also selbst zuhause spritzen, um nicht jeden Tag in die Praxis kommen zu müssen. Du bekommst in deinem Kinderwunschzentrum gezeigt, wie das geht. Zusätzlich stellt meistens der Hersteller deiner Spritze online ein Video zur Verfügung.

Beide Methoden der Stimulation erfordern eine enge ärztliche Begleitung. Deine Ärztin oder dein Arzt werden regelmäßig per Ultraschall durch die Scheide - und bei Bedarf auch durch Blutentnahmen – die Reaktion der Eierstöcke auf die Medikamente überprüfen. In einigen Fällen wird die Behandlung durch eine zusätzliche Spritze zum Aufhalten oder zur Auslösung des Eisprungs ergänzt. So wird der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr, das Einführen von Samen in die Gebärmutter (Insemination) oder die Eizellentnahme bei der künstlichen Befruchtung festgelegt. In der zweiten Hälfte des Zyklus kann die Verabreichung von Gelbkörperhormonpräparaten oder auch weiterer ergänzender Medikamente sinnvoll sein.

Die Eierstockstimulation ist in aller Regel gut verträglich. Ein sogenanntes Überstimulationssyndroms tritt aufgrund der üblicherweise niedrigen Dosierungen bei der reinen Stimulationsbehandlung oder aufgrund entsprechender Vorsorgemaßnahmen auch bei höherer Dosierung im Rahmen einer künstlichen Befruchtung nur selten auf (< 1%). Es besteht außerdem ein niedriges Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft.

Eine Stimulationsbehandlung deiner Eierstöcke kann dir helfen, schwanger zu werden, ist aber nicht immer erfolgreich. Es ist wichtig zu wissen, dass es, genau wie bei natürlich entstandenen Schwangerschaften, zu einer Fehlgeburt oder Eileiterschwangerschaft kommen kann. Aber lass dich davon nicht abschrecken! Schon viele Paare haben mit Hilfe dieser Behandlung eine Familie gründen können.

Insemination

Die Insemination bezeichnet das gezielte und kontrollierte Einbringen des Ejakulats in den weiblichen Genitaltrakt. Dieses Vorgehen erlaubt den Ausschluss mehrerer Faktoren, die einer erfolgreichen Befruchtung im Wege stehen könnten. Es können zum Beispiel langsame Spermien näher an die Eizelle herangeführt werden. Das Ejakulat wird außerdem vorher aufbereitet, um die beweglichen Spermien von den unbeweglichen sowie von Sekreten der Prostata und Samenbläschen zu trennen.

Insbesondere bei einer nur geringen Einschränkung des Spermiogramms kann die Insemination ein erfolgversprechender Weg sein.

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Der Eingriff selbst erfolgt durch Platzierung eines dünnen Katheters mit der darin enthaltenen Samenprobe direkt in der Gebärmutterhöhle. Dafür wird der Gebärmuttermund mit einem Untersuchungsspiegel (Spekulum) eingestellt. Das kennst du vielleicht schon aus der frauenärztlichen Vorsorgeuntersuchung. Eine vorherige Stimulation der Eierstöcke kann das Zusammentreffen von Ei- und Samenzelle zeitlich und örtlich optimal aufeinander abstimmen.

Inseminationen mit Spendersamen sind auch bei unverheirateten bzw. in gleichgeschlechtlichen Beziehungen lebenden Paaren sowie alleinstehenden Frauen möglich.

In-vitro-Fertilisation (IVF)

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist die Befruchtung der Eizelle außerhalb des Körpers. Die IVF wird oft eingesetzt, wenn andere Methoden nicht erfolgreich waren oder wenn bestimmte Umstände wie beispielsweise nicht durchlässige Eileiter oder Endometriose eine IVF erforderlich machen. Vor der eigentlichen Befruchtung erfolgt in der Regel eine Stimulation der Eierstöcke, um mehrere Eizellen reifen zu lassen. Nachdem genügend Eibläschen mit gutem Entwicklungsstadium herangewachsen sind, wird eine Hormonspritze gegeben, um die Eizellreifung abzuschließen. Die Eizellen werden dann unter Ultraschallkontrolle entnommen, was in der Regel in einer Kurznarkose durchgeführt wird (Follikelpunktion). Anschließend werden die Eizellen mit den Spermien im Labor befruchtet, und die entstehenden Embryonen werden nach einigen Tagen in die Gebärmutter eingesetzt (Embryotransfer).  Hierfür ist üblicherweise keine Kurznarkose erforderlich.

Die IVF-Behandlung besteht aus mehreren Phasen, die individuell abgestimmt und festgelegt werden. Daher kann die Therapie bei verschiedenen Patientinnen auch unterschiedlich ablaufen.

  1. Eierstockstimulation: In der Regel beginnt die tägliche Stimulation der Eierstöcke z.B. mit Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) am 2./3. Zyklustag und dauert in Abhängigkeit von der Eizellreifung durchschnittlich etwa 8-12 Tage. Die meisten Patientinnen spritzen sich die Medikamente mit einem Injektions-Pen oder Fertigspritzen selbst unter die Haut, du kannst dir dabei aber auch von deinem Partner oder anderen Verwandten oder Bekannten helfen lassen. In dieser Zeit erfolgen in aller Regel 1-2 Ultraschalluntersuchungen, um den optimalen Zeitpunkt zur Gewinnung reifer befruchtungsfähiger Eizellen zu bestimmen. Neben den stimulierenden Hormonspritzen werden meistens weitere zu spritzende Medikamente verordnet, welche einen zu früh auftretenden Eisprung unterdrücken.
  2. Follikelpunktion: Die abschließende Reifung der Eizellen vor der Entnahme wird dann z.B. durch eine weitere Spritze unter die Haut ausgelöst. 36 Stunden später erfolgt in einer kurzen Narkose von 5-10 Minuten unmittelbar vor dem Eisprung die Punktion der Eierstöcke unter Ultraschallkontrolle über die Scheide - also die Entnahme der reifen Eizellen.
  3. Embryotransfer: Abhängig vom Alter der Patientin, verschiedenen anderen Faktoren und den Befruchtungsergebnissen werden in der Regel 2-5 Tage nach der Follikelpunktion 1-2 Embryonen transferiert. Etwa 2 Wochen nach dem Embryotransfer ist ein Schwangerschaftstest möglich. Sollte dieser positiv sein, kannst du bis zum Nachweis des Herzschlages weiter durch uns betreut werden. Während der weiteren Schwangerschaft ab der ca.  8./9. Schwangerschaftswoche wird dich deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt betreuen.

 

Wenn du zu einem dieser Behandlungsschritte mehr erfahren möchtest, dann schau dir gerne das entsprechende Erklärvideo an:

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Stimulation der Eierstöcke

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Follikelpunktion

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Embryotransfer

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Informationen zur Narkose

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) kann die Durchführung einer IVF-Therapie ergänzen. Dabei wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Sie ist sinnvoll, wenn die Spermienqualität stark eingeschränkt oder in einer zuvor durchgeführten herkömmlichen IVF-Therapie keine Befruchtung eingetreten ist. Es handelt sich um eine seit langem etablierte Technik, durch die auch in früher aussichtslosen Fällen einer ausgeprägten männlichen Fruchtbarkeitsstörung mit guten Chancen auf eine Schwangerschaft gerechnet werden kann.

Die Vorgehensweise ist zunächst dieselbe wie bei der In-vitro-Fertilisation. Nach einer Stimulationsbehandlung der Eierstöcke mit dem Ziel, genügend Eizellen heranreifen zu lassen, werden diese unter Kurznarkose entnommen. Anschließend erfolgt die Injektion eines ausgewählten Spermiums direkt in die Eizelle unter dem Mikroskop.

So dramatisch sich der Vorgang einer Injektion in die Eizelle auch anhört - die Eizelle nimmt bei sachgemäßer Vorgehensweise dadurch keinen Schaden. Schon innerhalb weniger Augenblicke nach Entfernung der Nadel kehrt die Zelle zu ihrem ursprünglichen Aussehen zurück.

Wenn sich im Ejakulat keine Spermien finden, kann die Entnahme von Spermien grundsätzlich auch direkt aus dem Hoden erfolgen (sogenannte testikuläre Spermienextraktion, TESE). Falls erforderlich, würde dieser Eingriff mit euch im Vorfeld besprochen und üblicherweise vor der Durchführung einer künstlichen Befruchtung in einem gesonderten Termin erfolgen.

Nach erfolgreicher Befruchtung und Weiterentwicklung zu Embryonen werden diese 2-5 Tage nach der Follikelpunktion mit Hilfe eines dünnen Katheters in die Gebärmutterhöhle eingebracht (Embryotransfer). Dieser Eingriff erfolgt ebenfalls ambulant und ist in der Regel nicht schmerzhaft. Die verlängerte Kultur der Embryonen wird als Blastozystenkultur bezeichnet. Eventuell können zusätzliche Labormaßnahmen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung empfehlenswert sein, über die wir dich gesondert beraten werden.

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Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen IVF und ICSI?

Die bekannteste Methode der künstlichen Befruchtung ist die In-vitro-Fertilisation (IVF). Hierbei werden Eizellen der Frau und Spermien des Mannes (oder eines Spenders) außerhalb des Körpers der Frau zusammengebracht, damit die Spermien die Eizellen befruchten. In einer kontrollierten Umgebung mit optimalen Bedingungen für die Eizellen und Spermien sind die Chancen einer erfolgreichen Befruchtung höher. Eine IVF kann außerdem sinnvoll sein, wenn bei der Frau die Eileiterfunktion gestört ist oder andere Faktoren eine Befruchtung erschweren wie z.B. eine eingeschränkte Spermienqualität. Eine Hormonstimulation mit anschließender Eizellentnahme sorgt dafür, dass reife Eizellen für die Befruchtung zur Verfügung stehen. Die Spermien werden im Labor derart aufbereitet, dass möglichst viele bewegliche und gut geformte Spermien mit den Eizellen in Kontakt kommen.

Der Unterschied zwischen einer IVF und der Introzytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) liegt in der Unterstützung der Befruchtung im Labor: bei einer IVF werden die Eizelle und die aufbereiteten Spermien in einer Schale zusammengebracht und das Spermium dringt, wie bei einer natürlichen Befruchtung, selbst in die Eizelle ein. Im Gegensatz dazu wird bei einer ICSI ein einzelnes Spermium unter dem Mikroskop ausgewählt und mithilfe einer feinen Nadel direkt in die Eizelle eingeführt. Eine ICSI wird zum Beispiel in Betracht gezogen, wenn die Spermienqualität des Mannes so stark eingeschränkt ist, dass ein selbständiges Eindringen in dieEizelle nicht möglich ist. Das Auswählen eines Spermiums in Kombination mit der gezielten Injektion kann die Chancen der Befruchtung also selbst bei einer stark eingeschränkten männlichen Fruchtbarkeit erheblich erhöhen.

Ob in eurem spezifischen Fall eine IVF oder eine ICSI am besten geeignet ist, entscheidet eure behandelnde Ärztin oder euer behandelnder Arzt gemeinsam mit euch individuell.

Ist es besser, zwei Embryonen einzusetzen statt nur einem?

Die Anzahl der eingesetzten Embryonen kann durch das Alter der Frau, die Dauer des Kinderwunsches, die Anzahl früherer Versuche usw. beeinflusst werden. In der Regel werden maximal zwei Embryonen transferiert. Mittlerweile wurde nachgewiesen, dass der Transfer eines dritten Embryos - unabhängig vom Alter der Frau - die Schwangerschaftsraten nicht erhöht. Allerdings steigt die Mehrlingsrate dramatisch an. Je jünger die Patientin ist, desto höher ist das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften, ohne dass sich die Schwangerschaftschancen entsprechend erhöhen. Umso höher die Therapiechancen eingeschätzt werden, desto weniger profitiert ein Paar sogar von einem 2. Embryo, sodass wir bei vielen Patientinnen nur einen Embryo übertragen. Das Ziel einer Therapie ist immer eine möglichst hohe Rate von Einlingsschwangerschaften, weil diese die besten Chancen aufweisen, am Ende auch zur Geburt eines gesunden Kindes mit den niedrigsten Komplikationsraten für die Patientin zu führen.

Kann man durch eine Hormontherapie Krebs bekommen?

Die hormonelle Stimulation bei Kinderwunsch führt nach heutigem Kenntnisstand nicht zu einem erhöhten Krebsrisiko. Für die „Pille" sowie für eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren ist die Situation anders. In bestimmten Konstellationen wurde eine leichte Risikoerhöhung für bestimmte Tumore wie Brustkrebs nachgewiesen. Es kann in Einzelfällen vorkommen, dass in den Wechseljahren eingenommene Hormone das Wachstum bereits bestehender Karzinome stimulieren. Ob und wie das geschieht, hängt - nach derzeitigem Wissensstand - von Faktoren wie Art, Kombination und Einnahmedauer der Hormone sowie von individuellen Risikofaktoren ab. Manche Arten von Krebs (z.B. Darm- und Gebärmutterkrebs) scheinen unter Hormontherapie sogar seltener vorzukommen.