Diagnostik

Organische Anomalien bei der Frau: Ursache und Diagnostik

Neben hormonellen Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch können auch organische Veränderungen deine Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Hierbei wird zwischen angeborenen und erworbenen Veränderungen des inneren weiblichen Genitale unterschieden. Solche Veränderung können zu Symptomen und Einschränkungen der Fruchtbarkeit führen. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren können solche Anomalien diagnostiziert und, wenn notwendig, entfernt werden.

 

Angeborene Anomalien

Am häufigsten betreffen angeborene Anomalien die Gebärmutter. Es kann zum Beispiel passieren, dass die Gebärmutter sich während der embryonalen Entwicklung nicht zu einem einzelnen Hohlraum entwickelt, sondern durch eine Art Scheidewand in zwei Hälften geteilt wird – genannt Uterus septus. Diese und ähnliche Fehlbildungen können die normale Funktion der Gebärmutter beeinträchtigen und dadurch zu Schwierigkeiten beim Schwanger werden oder zu einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen führen. Sie können aber meist durch bildgebende Verfahren festgestellt und in einem minimalinvasiven Eingriff entfernt werden.

Erworbene Anomalien

Myome

Zu den häufigsten erworbenen Anomalien gehören Myome. Myome sind gutartige Tumore, die je nach Lage und Größe deine Fruchtbarkeit einschränken können. Warum sich Myome bilden, ist nicht vollständig geklärt. Myome führen nicht immer zu Symptomen und Komplikationen und müssen somit auch nicht immer behandelt werden. Während bei ca. 11% der schwangeren Frauen Myome festgestellt werden, werden nur ca. 4% der Schwangerschaften durch Myome kompliziert. Eine einfache vaginale Ultraschalluntersuchung reicht meist aus, um Myome zu diagnostizieren und ihre Bedeutung zu beurteilen.

Polypen

Gebärmutterpolypen sind gutartige Wucherungen, die von der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) ausgehen und in die Gebärmutterhöhle ragen können. Nicht alle Polypen führen zu Problemen, aber einige Frauen mit Gebärmutterpolypen sind dadurch in ihrer Fruchtbarkeit eingeschränkt. So können Polypen zum Beispiel die Einnistung beeinträchtigen oder zu Zyklusstörungen führen. Polypen können mithilfe von bildgebenden Verfahren zuverlässig festgestellt und, wenn nötig, operativ entfernt werden.

Endometriose

Die Endometriose ist eine häufige chronische Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut, dies normalerweise in der Gebärmutter sein sollte, auch außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann Verwachsungen und Narben an nahegelegenen Organen wie den Eierstöcken und Eileitern verursachen. Etwa 4-12% der Frauen im reproduktiven Alter haben eine Endometriose. Frauen mit Endometriose scheinen sowohl bei natürlicher Konzeption als auch bei einer künstlichen Befruchtung geringere Schwangerschaftschancen zu haben, als nicht an Endometriose erkrankte Frauen. Das heißt aber nicht, dass du nicht trotzdem mit Endometriose schwanger werden kannst! Es heißt nur, dass bei Patientinnen mit Kinderwunsch eine Endometriose ausgeschlossen bzw. erkannt und gegebenenfalls therapiert werden sollte.

Für Endometriose typische Symptome sind Unterbauchschmerzen. Zum Teil kann eine Endometriose schon mit einem einfachen Vaginalultraschall erkannt werden, es kann aber auch eine aufwendigere Gebärmutter- und Bauchspiegelung (Hysteroskopie und Laparoskopie) sinnvoll sein. Wenn notwendig, können sogenannte Endometrioseherde operativ entfernt werden.

Entzündungen und Vernarbungen durch Infektionen

Infektionen im Fortpflanzungstrakt der Frau können zu Vernarbungen und Entzündungen führen und so die normale Funktion der Fortpflanzungsorgane beeinträchtigen. Zum Beispiel kann in Folge einer Infektion der Transport der Eizelle durch den Eileiter eingeschränkt oder die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter behindert sein. Eine in diesem Kontext relevante Infektion ist die Chlamydien-Infektion: Chlamydien sind sexuell übertragbare Bakterien, die, wenn die Infektion unbehandelt bleibt, zu Entzündungen und später zu Vernarbungen oder Verschlüssen der Eileiter führen können. Die Infektion selbst zu behandeln, ist in der Regel deutlich einfacher, als entstandene Vernarbungen zu entfernen. Daher ist eine frühzeitige Diagnose einer solchen Infektion sehr wichtig, um ihre Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit zu minimieren.

Eileiterdurchgängigkeit

Im Zusammenhang mit einer Endometriose, aber auch nach Operationen, Entzündungen oder Infektionen im Beckenbereich, können sich Verwachsungen bilden, die die Funktion der Eileiter beeinträchtigen. Wenn die Eileiter durch Vernarbungen oder andere Schäden beeinträchtigt sind, ist der Transport der Eizelle in Richtung Gebärmutter erschwert und die Fruchtbarkeit eingeschränkt.

Um festzustellen, ob ein erhöhtes Risiko für eine Einschränkung der Durchlässigkeit der Eileiter besteht, führen wir ein ausführliches Gespräch (Anamnese) und spezielle Blut- und Ultraschalluntersuchungen durch. Wenn das Risiko einer Einschränkung der Eileiter gering ist, können eine Mini-Gebärmutterspiegelung und eine Ultraschall-Kontrastdarstellung der Eileiter ohne Narkose zur Beurteilung der Eileiterdurchlässigkeit ausreichend sein. Wenn die Ultraschalluntersuchung keine eindeutigen Ergebnisse liefert oder bereits eine hohe Wahrscheinlichkeit für Eileitererkrankungen oder eine Endometriose besteht, kann eine Gebärmutter- und zusätzliche Bauchspiegelung unter Vollnarkose sinnvoll sein.

Bildgebende Verfahren

Die Funktion der Eileiter kann durch Unterleibsentzündungen, vorherige Operationen mit Ausbildung von Verwachsungen oder die Ausbreitung von Gebärmutterschleimhaut in der Bauchhöhle (Endometriose) beeinträchtigt sein. Solch eine Einschränkung kann mit Hilfe von bildgebenden Verfahren festgestellt werden. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn das Risiko einer Einschränkung der Eileiter - der Anamnese und Blut- und Ultraschalluntersuchungen nach zu urteilen - gering ist, können eine Mini-Gebärmutterspiegelung und eine Ultraschall-Kontrastdarstellung der Eileiter ohne Narkose zur Beurteilung der Eileiterdurchlässigkeit ausreichend sein. Wenn die Ultraschalluntersuchung keine eindeutigen Ergebnisse liefert oder bereits eine hohe Wahrscheinlichkeit für Eileitererkrankungen oder eine Endometriose besteht, kann eine Gebärmutter- und zusätzliche Bauchspiegelung unter Vollnarkose sinnvoll sein. 

Letztere Untersuchungen gehören zu den seit vielen Jahrzehnten etablierten Operationen in der Gynäkologie, und die Kombination aus beiden gilt in diesem Bereich als sogenannter „Gold-Standard“. Zum einen ermöglichen sie einen direkten Blick auf die inneren Organe, was oft hilft, unklaren Beschwerden oder dem Grund für eine ungewollte Kinderlosigkeit auf die Spur zu kommen. Außerdem kann direkt operativ korrigiert werden, wenn Auffälligkeiten festgestellt werden.

Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass diese Untersuchungen invasiv sind. Das heißt, es sind Verfahren, bei denen ein Eingriff in deinen Körper notwendig ist. Da die nicht-invasiven diagnostischen Untersuchungen gleichzeitig immer besser werden, wird deine Ärztin oder dein Arzt individuell abwägen, welches Verfahren bei dir am besten geeignet ist.

Mini-Gebärmutterspiegelung (Mini-Hysteroskopie) und Ultraschall-Kontrastdarstellung

Bei der Mini-Gebärmutterspiegelung (Mini-Hysteroskopie) schauen wir ohne Narkose mit einer besonders dünnen Mini-Kameraoptik (Durchmesser ca. 3 mm) in deine Gebärmutterhöhle, um zu prüfen, ob sie glatt begrenzt ist und die Eileitereingänge frei sind. Während der Untersuchung kannst du einen leichten Druck spüren, aber dies dauert nur wenige Sekunden. In weniger als 1% der Fälle kommt es im Zusammenhang mit der Mini-Hysteroskopie zu Verletzungen der Gebärmutter (meist ohne Folgen) oder Infektionen. Ebenfalls selten treten nach dem Eingriff krampfartige Unterbauchbeschwerden oder anhaltende Schmierblutungen auf. Wende dich im Zweifelsfall an uns oder deine Frauenärztin bzw. deinen Frauenarzt.

In der Regel führen wir anschließend eine Spülung der Eileiter bei gleichzeitiger Ultraschalluntersuchung durch, um ihre Durchgängigkeit zu prüfen. Bei der Spülung oder Ultraschall-Kontrastdarstellung (Hysterosalpingokontrastsonographie, HKSG) führen wir einen dünnen Katheter in deine Gebärmutterhöhle ein und spülen ca. 3-5ml eines Kontrastmittels (ein Gemisch aus Flüssigkeit und Luftbläschen) ein. Dieses Gemisch fließt über die Eileiter in Richtung Bauchhöhle. Mit einem gleichzeitigen vaginalen Ultraschall können wir die Luftbläschen sichtbar machen und die Durchgängigkeit der Eileiter beurteilen.

Beide Untersuchungen dauern insgesamt nur etwa fünf Minuten. Du wirst ein leichtes Druckgefühl verspüren, die Untersuchung ist aber ansonsten schmerzfrei und erfolgt daher ambulant und ohne Einsatz von Narkose- bzw. Schmerzmitteln. In weniger als 1% der Fälle kommt es im Zusammenhang mit diesen Untersuchungen zu Verletzungen der Gebärmutter (meist ohne Folgen) oder Infektionen. Ebenfalls selten treten nach dem Eingriff krampfartige Unterbauchbeschwerden oder anhaltende Schmierblutungen auf. Wende dich hier im Zweifelsfall bitte an uns oder deine Frauenärztin bzw. deinen Frauenarzt. Eine allergische Reaktion auf das Kontrastmittel ist grundsätzlich möglich aber ebenfalls äußerst selten.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Ultraschall-Kontrastdarstellung eine IGeL-Leistung ist, das heißt, die Kosten hierfür werden nicht von deiner gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Deine Ärztin oder dein Arzt informiert dich über entstehende Kosten natürlich frühzeitig.

Gebärmutter- und Bauchspiegelung (Hysteroskopie und Laparoskopie)

Die Gebärmutter- und Bauchspiegelung unter Narkose wird nicht bei uns vor Ort durchgeführt, aber wir können dir darauf spezialisierte Kliniken und Praxiszentren nennen, mit denen wir seit langem vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Wie bei der Mini-Gebärmutterspiegelung wird mit einer dünnen Kameraoptik in deine Gebärmutterhöhle geschaut, um zu prüfen, ob sie glatt begrenzt ist und die Eileitereingänge frei sind. Die Bauchspiegelung erfolgt durch die Einführung einer Kameraoptik (Laparoskop) durch deine Bauchdecke in die Bauchhöhle. Alle Organe werden ausführlich betrachtet, und über die Gebärmutter wird eine Farblösung gespült, um zu überprüfen, ob sie aus den Eileiterenden in den Bauch fließt. Ein entscheidender Vorteil dieser beiden Untersuchungen ist, dass - wenn dabei Auffälligkeiten festgestellt werden - direkt operativ korrigiert werden kann. So können mit Hilfe von speziellen, durch die Bauchdecke eingeführten Instrumenten zum Beispiel Endometrioseherde entfernt und Verwachsungen gelöst werden. Die Gebärmutter- und Bauchspiegelung finden unter Vollnarkose statt.

Wenn keine Auffälligkeiten gefunden werden, dauern die Gebärmutter- und Bauchspiegelung etwa eine halbe Stunde. Wenn jedoch Auffälligkeiten festgestellt werden und deswegen korrigiert wird, verlängert sich die Dauer entsprechend.